Eine Mitgliedschaft bei Findeling bietet viele Vorteile – wie die Zusammenarbeit mit den besten Einzelhandels-Experten des Landes. Einer davon ist Andreas Feldenkirchen, der euch mit den #RetailNews stets über die wichtigsten Themen auf dem Laufenden hält. Im heutigen Newsletter: Sieben einfache Strategien für einen erfolgreicheren Start in den Frühling – zusammengestellt von Andreas Feldenkirchen.

Warum? Weil wir lokale Läden lieben.

Mein Thema heute ist der Frühjahrsputz im Laden. Hierbei geht es um die Optimierung von der Verkaufs- und Lagerfläche, um kleine Renovierungen und Ergänzungen sowie um generelle Tipps, seinen Laden wieder auf Vordermann zu bringen. Eine attraktive Ladenfläche ist das Aushängeschild jedes Händlers und sollte heutzutage deshalb eine Selbstverständlichkeit sein.

Der Frühling ist der perfekte Zeitpunkt, um dies in Angriff zu nehmen. Zum einen fördert das helle Licht unsere eigene Produktivität: Das Arbeiten an kleinen Projekten macht dann umso mehr Spaß und geht uns viel leichter von der Hand. Zum anderen ist diese Saison ideal zum Frühjahrsputz. In der Modebranche sind die Kollektionen fast alle ausgeliefert. Für uns alle sind die Messe-Zeiten vorbei und die Order sind weitestgehend geschrieben. Das ist DIE Chance, sich um einfache, aber wirkungsvolle Prozesse im Laden zu kümmern.

1. Farbe und kleine Renovierungen

Nehmt euch Zeit, euren Laden mit einem objektiven Blick von außen zu betrachten und schaut einmal ganz genau hin: Welche Möbel sind in die Jahre gekommen, welche Stellen an den Wänden benötigen mal wieder dringend einen neuen Anstrich? Typische Fälle sind dabei immer die Wände der Umkleidekabinen, die Teppiche, aber auch Vorhänge (reinigt ihr diese eigentlich regelmäßig?). Wie zerkratzt sind die Glasplatten eigentlich und wo löst sich das Furnier und wird mit Klebeband gehalten? Die Wirkung dieser vermeintlichen Kleinigkeiten sollte nicht unterschätzt werden.

 

In Hamburg habe ich einen Kunden, mit dem wir mittlerweile im dritten Jahr kleine Veränderungen im Laden vornehmen. Und das immer im Frühjahr. In diesem Jahr waren es erstmals die Mitarbeiter, die fragten: „Was verändern wir in diesem Jahr?“ Im ersten Jahr haben wir die Papeterie-Ecke optimiert und mehr Präsentationsflächen geschaffen. Die starken Marken und Artikel haben mehr Gesicht bekommen und die Abverkaufszahlen sind daraufhin deutlich gestiegen. Im letzten Jahr haben wir die Waren aus dem Bereich Home & Deko zu einer eigenen Ecke zusammengefasst und dem Kunden somit auch in diesem Bereich mehr Produktkompetenz zeigen können. Und in diesem Jahr befassen wir uns mit dem Mode-Sortiment.

Jeder der Renovierungs-Aktionen im Laden hat jeweils zwischen 500 und 1000€ gekostet und dem Laden einen tollen, neuen Look gegeben. Neben der Umsatzsteigerung, die damit erzielt wird, haben diese Maßnahmen aber auch noch zwei andere, sehr positive Nebenwirkungen:

  • Es gibt neuen, wirklich sehr guten Content für deine Social Media Kanäle

  • Es gibt ein kleines Zeitfenster, in dem man reduzierte Ware sehr gut anbieten kann, ohne dabei sein Image zu schädigen. Ganz im Sinne von „Lieber Kunde, wir verändern unseren Laden wieder etwas und trennen uns daher von bestimmten Lieferanten oder Artikeln.“
    Das ist natürlich, ehrlich und absolut nachvollziehbar.

2. Sortimentsanalyse / Renner-Penner

Der Frühjahrsputz betrifft nicht nur die Optimierung eurer Ladenfläche – auch das Sortiment kann ausgemistet und aktualisiert werden.

Wer von euch seinen Warenbestand mit Hilfe einer WaWi (Warenwirtschaft) überwacht und entsprechend handelt, hat hier deutliche Vorteile. Ansonsten können Excel oder Google Sheets auch gute Dienste leisten. 
Sehr hilfreich ist auch der Blick ins Lager und in die Regale. Macht Platz für die Artikel und Marken, die ihr wirklich gut verkauft. Sucht vermeintliche Ladenhüter zusammen und überlegt euch gemeinsam im Team, wie ihr diese gut vermarkten könnt. Wichtig ist, dass wir uns und unseren Mitarbeitern diese Artikel immer wieder ins Bewusstsein rufen. Erst dann können wir diese auch im Verkaufsgespräch aktiv anbieten.
Bei einer Kundin hatten wir aus einer Kollektion einmal einen (in meinen Augen) nicht besonders schönen, bedruckten Becher.

Der Rest der Kollektion verkaufte sich super, aber diese beiden Becher wollten einfach nicht den Besitzer wechseln. Um dies zu ändern, haben wir ein Spiel daraus veranstaltet. Wenn ein Kunde auf der Suche nach einem Geschenk war und sich ohne ein konkretes Ziel umschaute, haben wir diese beiden Becher im Gespräch mit vorgestellt. „Ich habe hier noch diesen floralen Becher, das wäre doch eine tolle Idee für…“. Das ist aktives Verkaufen und macht besonders viel Spaß. Jedesmal wenn die Becher wieder angeboten wurden, fingen die anderen Mitarbeiter schon an zu lächeln und waren ganz neugierig, ob es ihrer Kollegin jetzt gelingt, die Becher zu verkaufen.

Also: egal wie – räumt das Sortiment auf, haltet es frisch und ansprechend für eure Kunden.

3. „NOOS-Ware“ immer vorhalten

Zu einer guten Sortimentspflege gehört es vor allem auch, dass die Ware in der richtigen Menge vorrätig ist. Saisonware, insbesondere Mode, darf ab einem gewissen Zeitpunkt ausverkauft sein. Aber im Bereich Home Decor, Schenken und Papeterie gibt es zahlreiche Artikel, die dauerhaft im Sortiment sein sollten. Denn sind diese Artikel ausverkauft, kann ich keinen Umsatz mehr generieren. Für den Kunden ist dies doppelt ärgerlich. Nachdem er den Weg in den stationären Handel auf sich genommen hat, ist der benötigte Artikel ausverkauft. Damit wird dem Kunden jeglicher Anreiz genommen, stationär zu kaufen. Oft werden Kunden dadurch an Online-Händler, bei denen Produkte jederzeit verfügbar sind, verloren.
Sortimentspflege ist natürlich keine reine Frühjahrs-Angelegenheit. Jedoch solltet ihr trotzdem eure Zeit nutzen und schauen, was in den kommenden Monaten zum NOOS-Sortiment („Never-Out-Of-Stock“) gehören sollte. 

Ihr könnt eure Abverkaufszahlen auf Lieferanten und dann Artikelebene ansehen und für jeden Artikel individuell entscheiden, wie hoch die Stückzahl im Laden sein sollte. Als kleine Gedankenübung kann man auch überlegen, wo der Artikel im Laden steht, ob das die richtige Platzierung ist und wie sich der Umsatz/Absatz verändert, wenn sich dies ändert.

4. Marketing-Plan Q3 und Q4

Der Zeitpunkt ist außerdem geeignet, um den Marketingplan für die kommenden zwei Quartale zu erstellen. 
Denn jetzt hast du den Überblick darüber, welche Order du geschrieben hast und wann deine Ware eingehen wird. Auch über fehlende Produkte weißt du Bescheid und kann dementsprechend die Lücken füllen. 
Die Events, die in deiner Stadt oder in deinem Viertel stattfinden, können ebenfalls in deine Planung einbezogen werden und Ferienzeiten und Feiertage berücksichtigt werden. Daraus leiten sich deine Aktivitäten ab, wie z.B. unseren shoplocalday.

5. Ge- und Verbrauchsmaterialien prüfen

Jetzt ist die perfekte Zeit, Ge- und Verbrauchsmaterialen, wie bspw. Tüten und Verpackungen zu überprüfen. Wichtig dabei ist es, die Bestellzeit im Auge zu behalten. Solltest du selbst Tüten mit deinem Logo bedrucken lassen, haben diese meist eine längere Bestellzeit.
Doch wie zufrieden bist du überhaupt mit deinen Tüten und Verpackungen? Es bietet sich auch hier der Zeitpunkt an, zu überlegen, ob deine Materialen ein neues Design bekommen sollten. Hier lohnt es sich kreativ zu sein. Für den stationären Handel ist das eines der kostengünstigsten Marketingtools und erzeugt deutliche Sichtbarkeit.

6. „Klar Schiff“ machen

Räumt euer altes Dekorationsmaterial auf! Überlegt genau, was ihr wieder einsetzen werdet und was einfach nicht mehr passt. Viele Sachen sind über die Jahre aus der Mode gekommen und passen jetzt nicht mehr zu eurem Sortiment. Am Ende aber möchte man den Kunden mit tollen, neuen Ideen überraschen.

Wenn die Dekoartikel ausgedient haben, aber noch gut in Schuss sind, kannst du diese auch weiterverkaufen. Hier bieten sich beispielsweise Ebay Kleinanzeigen an, oder aber unsere Facebook Gruppe (Einzelhandel – Ladeninhaber in Deutschland).

7. Licht und LED

Hohe Stromfresser im Laden sind nicht mehr zeitgemäß und sollten ersetzt werden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich diesem Thema anzunähern. LED Beleuchtung ist kostengünstig in der Anschaffung, die Lichtausbeute und -farbe ist gut und der Stromverbrauch sehr niedrig. Der schöne Nebeneffekt: die Läden werden im Sommer nicht mehr so heiss! LED Strahler geben nämlich deutlich weniger Wärme ab als herkömmliche Strahler. Die Investitionen und die Umbauzeiten sollten rechtzeitig budgetiert und geplant werden, damit du im Herbst, wenn es wieder dunkler wird, auch die entsprechenden Effekte für deinen Laden nutzen kannst.

Fazit: Es gibt viele kleinere Möglichkeiten, den eigenen Laden auf Vordermann zu bringen und attraktiv für seine Kunden zu bleiben. Wenn du Stück für Stück erledigst, lässt sich dies auch prima in den Tagesgeschäft integrieren.

In der Facebook Gruppe (Ladeninhaber in Deutschland) freuen wir uns immer über Fotos von Läden. Es ist schön zu sehen, was und vor allem wie ihr euren Laden verändert und optimiert, um frischen Wind in das Ganze zu bringen.