Heute möchten wir euch das Kölner Laben GY’BELL vorstellen, das vor allem für sportliche Ready-to-Wear Mode made in Germany steht. Die diplomierte Jungdesignerin Isabell Schruf verbindet minimalistische Schneiderkunst mit Prêt-à-Porter und kleidet so Männer, Damen und Babies mit lässiger und tragbarer Mode. Isabell ist nicht nur Gründerin des Labels und Inhaberin des Flagship Stores von GY’BELL in Köln – sie ist außerdem Fitnesstrainerin und konzipiert als Fachfrau alle Designs von der Idee bis zum Schnitt selbst. Hut ab vor so viel Girls Power! Wir sind schwer beeindruckt und wollten mehr erfahren. Hier lest ihr, wer und was hinter GY’BELL steckt.
Hallo Isabell. Wie kam es zur Gründung deines eigenen Labels?
Im Rahmen meines Studiums erforschte ich in Form einer empririschen Arbeit für mein Vordiplom, warum Menschen hauptsächlich alte Kleidung zum Sport tragen und entwickelte anhand der Ergebnisse sechs Styles die den Grundstein für GY’BELL legten. Damals hatte ich gar nicht unbedingt geplant, ein eigenes Modelabel zu gründen oder weitere Kollektionen zu entwerfen. Inzwischen bin ich sehr froh über meine Entscheidung, da ich somit einen Weg gefunden habe, meiner Liebe für die Individualität der Mode Ausdruck zu verleihen. Der Name GY’BELL setzt sich zusammen aus dem Wort GY wie GYM, dass in erster Linie die Sportlichkeit meiner Kollektionen widerspiegeln soll und BELL wie Isabell und dem englischen Wort für Klingel, was ein Sinnbild für Rhytmus und Beweglichkeit ist. Ich bekam daraufhin ein Stipendium und verbrachte ein Semester an der Parsons The New School for Design in New York im Bereich Fashion Design. Dort gefiel es mir so gut, dass ich noch zwei Praktika dranhing und erst dann wieder nach Köln zurückkehrte um mein Studium abzuschließen. Ich finde die Energie und Schnelllebigkeit in New York unglaublich faszinierend und es zieht mich immer noch jedes Jahr mindestens einmal dorthin, um mir neue Inspirationen für meine Kollektionen zu holen. Ein großer Traum von mir ist es auch, dort auch einmal einen eigenen Flagship-Store zu eröffnen.
Was ist das besondere an GY’BELL?
Gy’bell ist ein Mix aus Sportlichkeit, Streetwear und dem signifikanten Einfluss aus New York. Ich lege besonderen Wert auf die Haptik der Stoffe. Mir ist wichtig, dass man sich wohlfühlt. Nur dann fühlt man sich meiner Meinung nach auch schön. Außerdem sind die einzelnen Stücke sehr gut kombinierbar. Man kann von der Arbeit direkt zum Yoga oder abends in eine Bar mit Freunden ohne sich aufwendig umstylen zu müssen. Die Konzeptentwicklung, das Design und die Schnitte entwerfe ich selber und lasse sie in einem kleinen Atelier zwei Straßen weiter von einem Textilingenieur fertigen. In meiner Zeit in New York entwickelte ich den Stil meiner Designs aus einem Mix verschiedener Sportarten und dem ganz normalen Alltagsleben. Ich hatte zudem die Chance durch meine Arbeit bei Proenza Schouler und dem V-Magazine viele neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. All das führt am Schluss zu einem ganzheitlichen Konzept, dass meine Persönlichkeit ausdrückt und die Leidenschaft für mein Label widerspiegelt.
Was hast du vor GY’BELL gemacht?
Ich stamme gebürtig aus Gütersloh und habe als erstes dort eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei Miele gemacht. Ich wollte schon immer gerne im Designbereich arbeiten, war noch ziemlich jung und wollte sehr gerne nochmal studieren. Ich ging zunächst für ein Praktikum bei Springer & Jacoby nach Hamburg und sammelte meine ersten Berufserfahrungen. Danach entschied ich mich für ein Studium in multi-disciplinary Design an der KISD und bekam einen Studienplatz. Ich bin sehr froh, dass ich somit die Chance hatte Köln kennenzulernen. Die Menschen hier sind sehr offen und ich fühle mich unheimlich wohl.
Was ist das Schönste am Modedesigner-Dasein – und was das Schwierigste?
Besonders schön finde ich, dass es so ein vielfältiger Beruf ist. Modedesign ist nicht nur der Designprozess an sich. Ich finde das spannendste an der Konzeption ist die Ideenfindung. Ich finde überall Inspirationsquellen, manchmal sogar einfach aus der Energie mancher Menschen oder Orte. Ich finde an der Redewendung „Kleider machen Leute“ ist einfach ganz schön viel dran. Man kann mit Mode Menschen glücklich machen und sogar ihren Reifeprozess beeinflussen. Der menschliche Körper ist unglaublich vielseitig und man kann seine Individualität unter anderem durch Mode zum Ausdruck bringen.
Anstrengend finde ich, dass die meisten Menschen es einfach gewöhnt sind, unglaublich wenig Geld für Kleidung auszugeben. Kaum jemand interessiert sich für die Geschichte hinter einem Kleidungsstück. Wenn der Preis stimmt, ist die Herkunft für viele egal. Für mich ist es viel wichtiger nachhaltig zu denken und lieber wenige, ausgewählte Kleidungsstücke zu besitzen. Meine Kollektionen spiegeln diesen Nachhaltigkeitsgedanken absolut wider und das ist mir auch sehr wichtig.
Wo bist du in Köln am liebsten?
Am liebsten halte ich mich am oder rund um den Brüsseler Platz auf. Aber nicht nur wegen dem Ort an sich, sondern wegen dem ganzen Drumherum. Mich macht der Austausch mit den Menschen dort sehr glücklich und ich liebe es, dass es im Sommer ein Treffpunkt für einen bunten Mix aus Menschen aller Art ist. Köln ist nicht unbedingt architektonisch auffallend schön, so wie zum Beispiel Hamburg oder München. Köln hat einfach Charakter und es sind die Menschen selbst, die die Stadt so gemütlich und besonders machen.
Vielen Dank, Isabell!
(Bilder: GY’BELL, Findeling)
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