Draußen zwitschern die Vögel, die Tage werden wieder länger und die eisigen Temperaturen gehören – sogar in Hamburg – jetzt endlich der Vergangenheit an. Es ist an der Zeit die Wintermäntel und dunklen Farben in Kartons zu verstauen, um Platz für Luftiges und Farbenfrohes zu schaffen! Die neue Kollektion von fiofi, einem kleinen Hamburger Label in Eppendorf, sorgt für frischen Wind im Kleiderschrank und wird obendrauf ausschließlich fair und in Deutschland produziert. Wir waren zum Auftakt der neuen Sommerkollektion vor Ort und haben einen Schnack mit der Designerin Doris Fink gehalten.

 

Hallo Doris. Wofür steht der Name deines Labels fiofi?

 

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Als ich mich 1994 selbstständig gemacht habe, habe ich ausschließlich Mode für Kinder genäht. Ich finde fiofi klingt fröhlich und ist zudem ein Zusammenschluss aus den beiden Namen meiner Töchter Filine und Fiona. Zudem heißen wir mit Nachnamen Fink und somit spiegelt sich die ganze Familie in der Namensgebung wider. Ich arbeite immer noch eng mit meinen beiden Töchtern zusammen. Die eine ist Modedesignerin, die andere Fotografin und somit können wir uns ganz gut gegenseitig unter die Arme greifen. Sie sind gleichzeitig auch meine wichtigsten Kritikerinnen und ich lege einen sehr großen Wert auf ihre Meinung.

 

Was macht fiofi so besonders?

 

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Ich fertige meine Kollektionen ausschließlich in meinem Atelier in Eppendorf und lasse das was ich nicht schaffe, in kleinen Handwerksbetrieben in Deutschland produzieren. Ich arbeite seit langer Zeit eng mit einer Meisterin zusammen und bin froh, dass ich auf ihre Unterstützung zählen kann. Wir helfen uns gegenseitig und ergänzen uns perfekt. Mir ist es besonders wichtig, keine Massenware herzustellen. Die einzelnen Stücke gibt es teilweise nur in ganz geringer Auflage oder in manchen Fällen sogar nur ein einziges Mal. Dabei beziehe ich gerne die Wünsche meiner Kundinnen mit ein. Zwar habe ich meinen eigenen Stil entwickelt und möchte mir dabei absolut treu bleiben, aber ich bin gerne bereit mich auf kleine Kompromisse einzulassen. Ich habe zum Teil Stammkundinnen, die immer noch Teile aus meinen ersten Kollektionen bestellen. Am Ende ist mir nur wichtig, dass nichts meinen Laden verlässt oder mein Label trägt, was nicht auch meine persönliche Note zum Ausdruck bringt. Ich habe eine Zeit lang meine Sachen auch in anderen Läden verkauft, aber schnell festgestellt, dass ich dadurch in meiner Entscheidungsfreiheit eingeengt wurde. Es ging immer nur darum, so viel wie möglich in kurzer Zeit zu produzieren und die Individualität blieb auf der Strecke. Ich habe inzwischen meine eigene Geschwindigkeit gefunden und bin sehr zufrieden damit wie es im Moment ist. Ich kann mir in meinem eigenen Atelier meine Zeit frei einteilen und genieße diesen Luxus sehr. Meine Designs sind eher zurückhaltend und ich passe mich nur bedingt an Trends an. Durch klare, reduzierte Schnitte kommen meine Sachen nie ganz aus der Mode und lassen sich sehr gut kombinieren und neu erfinden. In der heutigen Zeit wird alles in Windeseile produziert und ist genauso schnell wieder unmodern. Ich denke da nachhaltiger und produziere lieber wenige, ausgewählte Dinge die man teilweise jahrelang tragen kann.

 

Was hat dich in deiner neuen Kollektion inspiriert?

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Die Kollektion spiegelt diesmal ein persönliches Ereignis in meinem Leben wider. Ich habe sowohl in der Farbgebung als auch in den Formen versucht, ein bestimmtes Geschehnis zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig möchte ich aber auch die Wendung darstellen, die es in der Zukunft nehmen soll. Ich verarbeite so manche Dinge und lerne sie besser zu bewältigen. Viele versuchen sich nach Rückschlägen und besonderen Ereignissen mit ihrer Arbeit abzulenken. Ich bin froh darüber, dass ich ein Ventil gefunden habe und die einzelnen Stücke teilweise einen sehr persönlichen Bezug haben. Deswegen fällt es mir auch schwer, auf Bestellung zu arbeiten. Ich finde das wichtigste ist, sich treu zu bleiben und seine Einstellung nicht aus den Augen zu verlieren.

 

 

Was ist das schönste am Modedesigner-Dasein, was das anstrengendste?

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Ich lebe seit vielen Jahren in Eppendorf und bin sehr glücklich darüber, hier inzwischen auch mein Geschäft zu haben. Nach zwei Umzügen sind wir hier nun seit über 5 Jahren und ich genieße die direkte Nähe zu den Kundinnen. Der Raum mit dem angeschlossenen Atelier ist sehr freundlich und hell und hat mich damals sofort überzeugt. Mir macht es besonders viel Freude, eng mit den Kundinnen zusammenzuarbeiten. Ich nehme mir gerne Zeit, das perfekte Kleidungsstück gemeinsam auszusuchen. Dabei finde ich es wichtig, dass ich beratend zur Seite stehen und eventuell an manchen Stellen Änderungen vornehmen kann. Man muss den Stoff auf der Haut fühlen und entscheiden ob man sich wohlfühlt. Dieses Gefühl entsteht meiner Meinung nach nicht bei Bestellung per Mausklick. Am anstrengendsten finde ich bei der Geschwindigkeit der großen Haie mithalten zu können. Das ist als kleiner Betrieb einfach unmöglich. Viele müssen sich erst wieder an den verlangsamten Takt anpassen und verstehen, dass sie beteiligt sind und ein Mitbestimmungsrecht an ihrem neuen Kleidungsstück haben. Einige sind nicht bereit für Qualität zu bezahlen und wollen einfach nur so viel wie möglich in kürzester Zeit besitzen. Das ist nicht machbar und auch nicht in meinem Sinne.

 

Vielen Dank liebe Doris und viel Erfolg für die Zukunft!

 

Wenn ihr euch die neue Kollektion von fiofi selbst ansehen möchtet, könnt ihr das in der Kremper Str. 2 tun. Und zwar von Mo – Fr 11 – 19 Uhr & Sa 12 – 16 Uhr (oder nach Vereinbarung).

 

Credits Portrait-Foto: Filine Fink  (www.filinefink.com)