„Second-Hand-Läden liefern einen wichtigen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit“ , findet Flavia Fauth, Besitzerin des feinen kleinen Ladens Zweite Liebe. Diesen hat sie vor knapp zwei Jahren im Hamburger Stadtteil Uhlenhorst eröffnet. Obwohl sie nie damit gerechnet hätte, einmal einen eigenen Laden zu besitzen und sie den Einzelhandel nicht grade als „einfache Branche“ beschreibt, liebt sie ihren Job. Wir haben mit Flavia gesprochen und ihr ein paar Fragen zur Zweiten Liebe, der schönsten Stadt der Welt und zu ihrer Meinung zum Thema Online Shopping gestellt.

Hallo Flavia. Wie kam es eigentlich zur Eröffnung der Zweiten Liebe? 

Flavia, die Besitzerin der Zweiten Liebe

Hätte man mir vor 16 Monaten gesagt, dass ich einmal Einzelhändlerin werden würde – ich hätte jedem einen Vogel gezeigt. Ich bin mit Leib und Seele Journalistin und PR Beraterin gewesen und habe eigentlich nie über einen „Jobwechsel“ nachgedacht. Tja, und im November 2013 habe ich dann auf eine Anzeige hin, dass ein kleiner Laden in Uhlenhorst zum Verkauf steht, innerhalb von 2 Wochen einen Laden gekauft. Second Hand ist eine aufstrebende Branche, sie trägt ganz klar zum Thema Nachhaltigkeit bei, was mir persönlich sehr wichtig ist. Und mittlerweile kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, etwas anderes als Einzelhändlerin zu sein – auch wenn es nicht gerade die einfachste Branche ist.

Warum hast du die Zweite Liebe in Uhlenhorst eröffnet? Was hat das Viertel Besonderes zu bieten? 

10615573_285568281639763_4024317763793622927_nDas war der pure Zufall, da ich ja eigentlich gar kein Geschäft eröffnen wollte. Ich habe eine Anzeige im Portal der Handelskammer gesehen und das hat mich neugierig gemacht. Ich habe gemailt und wusste innerhalb kürzester Zeit, um welche Fläche es geht. Da ich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hofweg wohne, war das eher eine Fügung des Schicksals. Was die Uhlenhorst zu bieten hat? Sehr vieles, vorallem aber einen Charme, den man so sonst nicht in Hamburg findet. Wir sind das Little Italy Hamburgs, hier sitzen Anwohner und Händler gemeinsam vor den Geschäften zum Plausch, wir „kennen“ uns fast alle, jeder hilft jedem und jeder Gast ist Willkommen. Bei uns gibt es den besten Butterkuchen Hamburgs in der Näscherei, eine von nur noch zwölf Sattlerinnen in ganz Deutschland hat hier ihr Atelier, in dem sie wunderbare Handtaschen und Koffer fertigt, wir haben ein ganz zauberhaftes Kinderspielzeuggeschäft, das immer wieder ganz besondere Spielwaren anbietet und und und. Einfach mal vorbeischauen, um uns zu entdecken.

Was macht Hamburg für dich zur schönsten Stadt der Welt? 

Puh, gar nicht so einfach! Als Küstenkind liebe ich die Nähe zu Ost – und Nordsee und natürlich unsere Alster und die Elbe. Hamburg hat mehr Brücken als Venedig, habt ihr das gewusst? Aus meiner Sicht kann in Hamburg jeder seine Art zu leben wiederfinden, das ist in anderen Städten nicht der Fall. Und Hamburger stehen zusammen, wenn Hilfe gefragt ist! Das kann man gerade aktuell in der Flüchtlingshilfe beobachten! Wir reden nicht, wir handeln! Und das liebe ich!

Was hältst du als Geschäftsinhaberin vom Online Shopping? Was tust du dafür, im digitalen Zeitalter bestehen zu können?
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Das Findeling-Profil der Zweiten Liebe

Ich bin noch nie eine Online Shopperin gewesen und werde es in diesem Leben auch nicht mehr werden. Ich mag individuelle Beratung, wie man sie gerade in kleinen, inhabergeführten Geschäften noch bekommt, ich will Stoffe fühlen und Kleidung direkt anprobieren können. Und ich liebe die Gespräche, die in kleinen Geschäften stattfinden, den Kaffee, der einem gereicht wird und die Kontakte, die so entstehen. Das kann der Onlinehandel nicht bieten. Da ich mein Geschäft noch nicht so lange habe, habe ich keine Vergleichsmöglichkeit, aber da ich täglich die Zalando Lieferanten vor der Tür sehe, ist die Konkurrenz wohl stark. Was ich dagegen tue? In erster Linie tue ich nichts gegen den Onlinehandel, sondern ich mache etwas für den Einzelhandel. Auf mich aufmerksam mache ich durch eine gut gepflegte Facebookseite von der Zweiten Liebe, ich habe Blogger auf mich aufmerksam gemacht, ich nutze den Findeling. Und, ich sorge dafür, dass meine Kunden sich bei mir wohl fühlen, da sie sich gut aufgehoben und betreut sehen. Ich überlege mir immer wieder kleinen Aktionen, die meine Kundinnen interessieren könnten. Im Prinzip funktioniert das alles zusammen ganz gut. Leider stelle ich aber auch fest, dass die Menschen sich offenbar nicht mehr sooo gerne bewegen und das bedauere ich sehr. Um das Besondere zu entdecken, sollte man mal sein Viertel verlassen und sich andere Ecken in Hamburg anschauen. Es lohnt sich!

Vielen Dank, Flavia!

 

(Bilder: Zweite Liebe)