Gleich um die Ecke der Sonnenallee in Neukölln hat Jessica ihren kleinen Laden zuckerfrei. Hier verkauft sie nicht nur ökologisches und fair hergestelltes Spielzeug, sondern auch andere schöne Dinge für den Familienalltag. 

Bei den wenigsten ist die Eröffnung eines eigenen Ladens von langer Hand geplant. Wie kam es zur Eröffnung von zuckerfrei?

Ich bin Mutter geworden! 2014 habe ich meine Tochter bekommen und bin auf der Suche nach schöne Dingen für’s Kind einfach nicht fündig geworden. Ich wollte Spielsachen, die zwar nachhaltig, ökologisch und fair hergestellt werden, doch sie sollten nicht klassisch aussehen. Ich langweilte mich auf der Suche nach einem besondern Design und sehnte mich nach schönen Farben und interessanten Illustrationen. Herkömmliches Holzspielzeug ist oft totlackiert oder es wird „gegendert“. Ich glaube, dass die Industrie uns heute viel zu sehr vorgibt, was Kinder mögen und was nicht. Spielzeug und Kinderkleidung sollte genderunspezifisch sein – mal abgesehen von den Farben die uns da draußen angeboten werden, die Rollen werden immer noch ganz klar verteilt. Es kommt doch viel mehr darauf an, was für ein Spieltyp dein Kind ist. Kleine BaumeisterInnen erfreuen sich an Klötzen, andere wiederum verkleiden sich viel lieber oder spielen mit Puppen – ganz unabhängig vom Geschlecht.

Besonderes Design und gleichzeitig fair und nachhaltig, also. Was macht dein Produktsortiment sonst noch aus?

Wir haben viele Berliner im Sortiment und freuen uns auf Zuwachs aus unserer schönen Stadt. Zum größten Teil sind wir ein Geschenkeladen besonderer Art und bedienen als Concept Store viele Bereiche. Nicht nur Kinder und deren Eltern werden bei uns fündig, wir haben auch sehr viele kinderlose Kunden, die bei uns schönes Geschirr, Dekoleuchten und Gesellschaftsspiele entdecken. Unsere Kinderkleidung wird fast ausschliesslich in Berlin gefertigt und unsere Upcycling-Jeans hier bei uns im Laden. Wer es also etwas ausgefallener mag, ist bei uns genau richtig.

Außerdem ist mir sehr wichtig, dass für jeden Geldbeutel etwas dabei ist. Das ist insbesondere bei fair gehandelten Sachen sehr schwierig, doch es gelingt uns sehr gut kleine Mitbringsel und Geburtstagsgeschenke in einem preislichen Rahmen anzubieten. Schick und gut reicht mir nicht aus, ich finde es vernünftig Dinge zu verkaufen, die man auch wirklich in den Alltag einbauen kann. Dazu gehören Zahnungshilfen, gesunde Stofftiere, sowie Wachs- und Filzmalstifte, als auch Knete oder der erste Tuschkasten. Auch Puzzle und Gesellschaftsspiele haben für uns einen hohen Stellenwert, wir sind ständig auf der Suche nach neuen schönen und gesunden Sachen.

 

 

Wie entdeckst Du neue Produkte und Marken für dein Sortiment?

Inzwischen kommen Hersteller dank Social Media wie Instagram oder Facebook auf mich zu, das ist toll. Sie können sich mit unseren Sortiment identifizieren und sich ihre Produkte gut in unserem Laden vorstellen. Um so kleiner die Labels, um so familiärer wird es. Man begegnet sich auf Augenhöhe.

Ansonsten die klassische, aber akribische Online-Recherche. Auf Spielwarenmessen kann ich ganz gut verzichten, die Produkte dort sind leider oft sehr standartisiert und passen nicht in mein Ladenkonzept.

Was sind deine schönsten Geschichten, die Du mit deinem Laden verbindest?

Wenn du einen Laden in Neukölln hast, ist irgendwie alles dabei. Hier habe ich schon mit Passanten Hartz IV- und Wohngeldanträge ausgefüllt oder positive Finanzamtbotschaften übersetzt und gemeinsam gefreut. Ich liebe solche Begegnungen, man ist ganz nah dran am Leben – bitte mehr davon!

Die Community hier im Kiez ist sehr herzlich und es gibt inzwischen ganz viele Kinder und die Nachbarschaft kennt sich. Morgens trifft man sich gleich gegenüber im Caffeggiando auf einen kleinen Schnack bevor es auf die  Arbeit geht – es ist schön den Tag in der Anzengruber zu verbringen!

 

 

Danke, liebe Jessica!

 

 

{Bilder: Zuckerfrei}