Zu Ehren unserer “Fair Friedrichshain” Shopping Tour, die ihr nun seit einer Woche in der Findeling Berlin App findet, haben wir uns mit Christina Wille, Gründerin und Inhaberin des Fair Fashion Stores LOVECO auf einen Kaffee getroffen. Seit Ende 2014 betreibt sie ihren ersten eigenen Laden und hat mit uns über sich, die Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit und ihren ecofairen Laden im Stadtteil Friedrichshain gesprochen.

 

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 Wie kamst du zu dem Entschluss einen eigenen Fair Fashion Store zu eröffnen?

Ich bin zu dem Entschluss gekommen einen eigenen Laden aufzumachen, weil ich gemerkt habe, dass in Berlin die Nachfrage an Eco Fairer Mode sehr groß ist. Ich habe vorher zwei Jahre lang als Storeleitung im DearGoods im Prenzlauer Berg gearbeitet und habe dadurch gemerkt, dass es im Verhältnis zur Nachfrage, doch ein eher geringes Angebot gibt. Mit meinem Freund zusammen habe ich meine Pläne weiter konkretisiert und er hat mir dann tatsächlich in einer Nacht und Nebelaktion einen Businessplan für LOVECO geschrieben. Daraufhin haben wir gesagt: Wir machen das jetzt, wir probieren es einfach aus.

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Wer steckt hinter „LOVECO“? Erzähl uns doch etwas über dich.

Ich habe in Oldenburg, Kulturwissenschaften mit einem Schwerpunkt auf Textilien, studiert. Da gab es dann sogar ein Labor und den Chemiker Norbert Henzel, mit dem man verschiedenste Themen in Bezug auf Textilien durchgenommen hat. Er war es dann auch, der uns das Thema Nachhaltige Textilproduktion nahgebracht hat – was steckt eigentlich drin in den konventionellen Materialien und was sind die Alternativen. Zusätzlich hat er uns die ganzen Siegel erklärt, die es in dem Bereich gibt und hat alles auch kritisch beleuchtet. Dieses Studium hat das Nachdenken über das Thema im Prinzip bei mir so wirklich angestoßen und ich habe gemerkt, dass ich da drauf aufbauen kann.
Über verschiedene Zwischenstationen, z.B. bei Greenpeace und deren Detox-Kampagne und über meinen Job als Storemanagerin, bin ich jetzt hier bei LOVECO gelandet. Ich hätte anfangs nicht gedacht, dass ich das kann – aber wenn man den Willen hat, findet man auch immer einen Weg. Alles andere kann man sich ansonsten auch beibringen. In dem Laden hier in Friedrichshain bin ich dann eigentlich zufällig gelandet. Ursprünglich wollte ich gerne nach Kreuzberg, da habe ich aber leider nichts gefunden. Die Suche nach einer perfekten Location ist nicht zu unterschätzen – aber jetzt bin ich sehr glücklich hier in Friedrichshain.

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Wie gehst du mit dem Thema „Transparenz“ bei der Herstellung von Produkten um?

Das ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema für mich. Ich musste im letzten Jahr leider ein Label aus dem Sortiment nehmen, weil ich im Laufe der Zeit von Bedingungen gehört habe, mit denen ich nicht einverstanden war. Ich bin da sehr kritisch und rigoros, aber verlasse mich auch auf meine eigenen Erfahrungen mit den Designern und Herstellern. Kritiker gibt es aber immer und bei fast jedem Label. Gleichzeitig versuche ich, immer ganz offen über das Thema zu sprechen und beantworte auch gerne Fragen von Kunden. Letztens zum Beispiel war das Gespräch auf das Label ARMEDANGELS gekommen, die ihre Jacken in China produzieren. Ich wurde gefragt, wie das zusammen passt und wie man das unterstützen kann. Da erkläre ich den Hintergrund gerne, da es sich dort um eine Fabrik handelt, die ein Deutscher mit einer Chinesin zusammen gegründet hat und auch betreibt. Die produzieren da ihr eigenes Label und haben seit kurzem noch den Auftrag von ARMEDANGELS dazu genommen. Im Endeffekt muss das natürlich jeder für sich selber entscheiden, ob es nur noch Made in Germany oder Europa sein soll. Was aber sehr schön ist, ist dass man bei den kleinen Labels meistens auf den Messen auch die Designer oder Gründer sogar persönlich kennenlernt und sich dann noch besser ein Bild von den Personen und deren Einstellungen machen kann. Das ist für mich dann auch immer ein ausschlaggebender Punkt.

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Trendprognose ökofaire Mode: Was wird sich in den nächsten Jahren ändern?

Den großen Unternehmen ist das Thema natürlich bewusst, H&M macht nicht umsonst eine „Conscious Collection“ und tut so als würden sie Tonnenweise Klamotten recyceln und daraus neue Klamotten herstellen. Das wird auch weiter gehen, dass die großen immer mehr ihren Schwerpunkt auf das Thema legen werden. Aber ich glaube tatsächlich, dass es noch unzählige Jahre dauern wird, bis die großen Unternehmen einen Standard erreichen, der mir gefallen würde. Es fragen allerdings auch noch nicht sehr viele Konsumenten ganz genau nach. Aber gleichzeitig glaube ich, dass daher so kleine Läden wie meiner oder zum Beispiel Fairfitters in Köln, immer weiter zunehmen und stärker präsent sein werden. Es gibt ja auch schon viele kleine Labels, die natürlich umso mehr kleine Läden es geben würde, auch noch besser präsentiert werden können. Ich denke mir mittlerweile: „Warum macht denn keiner einen Laden auf?“ Außerdem gibt es auch außerhalb Berlins noch genügend Städte, die einfach nicht den Zugang zu solchen Klamotten haben und wo sich ein solcher Laden sehr gut eröffnen ließe. Es steckt natürlich auch viel Arbeit dahinter und das Dasein eines Ladenbesitzers ist vielleicht nicht für jeden etwas. Trotzdem glaube ich, dass die Anzahl an kleinen Läden wachsen wird. Bei den „Großen“ wird sich sicherlich auch viel verändern, aber vermutlich wird es noch seine Zeit brauchen bis auch die komplett unter fairen Bedingungen produzieren. Ich blicke grundsätzlich aber ganz optimistisch in die Zukunft, was das Bewusstsein für ökofaire Mode angeht.

 

Danke, liebe Christina.

 

 

(Bilder: LOVECO / Jenny Pätzolt)