Kennt ihr das: Man schleicht Wochen und Monate um etwas herum, das man gerne hätte? Man geht immer und immer wieder in den selben Laden und das Objekt der Begierde geht einem einfach nicht mehr aus dem Sinn. Und dann traut man sich endlich, schnappt sich das schon so lange Gewünschte und geht langsam – fast andächtig – zur Kasse. Das neu und jetzt schon lieb gewonnene Etwas wird liebevoll verpackt, die Tüte mit ein paar netten Worten überreicht und man läuft breit über beide Ohren grinsend nach Hause sowie auch in den nächsten drei Tagen durch die Straßen. Die echte Freude am Kaufen, das Zelebrieren und sich ganz bewusst etwas zu Gönnen – das ist im Zeitalter von Amazon & Co. eher selten geworden.

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Melanie Diduch, das Gesicht hinter dem Hamburger Modeblog „Let them eat cotton candy“ handelt bewusst gegen diesen „Quantität statt Qualität“-Trend. Sie bewahrt sich etwas, das heute oft abhanden gekommen scheint: Eine Kaufentscheidung bewusst zu treffen, die Vorfreude auf das Produkt zu schüren, bereits das Kauferlebnis selbst als Happening auszuschmücken und es auch als solches zu genießen. Ihr bisheriges Highlight: Vor ein paar Jahren wartete sie auf dem Kauf ihrer absoluten Traumtasche, bis sie in Paris war und sie persönlich – und ganz analog – dort vor Ort kaufen konnte. Nur, um sie auch live und in Farbe vor Ort zu kaufen und auf ganz authentische Art und Weise das französische Lebensgefühl dort zu spüren. Wir haben Melanie getroffen und die 26-jährige zu ihrer außergewöhnlichen Freude an Mode und Design befragt.

Hallo Melanie. Welche Motivation steckt hinter deinem Blog?

2012 habe ich ‚let them eat cotton candy‚ gemeinsam mit Agnes Pauline gegründet, die ich während meines Kommunikationdesign-Studiums kennengelernt habe. Unsere Mission damals war es zu zeigen, dass es auch in einer weniger glamourösen Stadt wie Hannover sehr stylische Mode und schönes Design geben kann. Bewaffnet mit Kameras sind wir dann über zwei Jahre lang immer wieder losgezogen und haben Menschen auf der Straße fotografiert, um die Juwelen unter den Streetstyles auf unserem Blog zu sammeln. Als ich nach Hamburg zog, nahm ich ‚let them eat cotton candy‚ mit in die Hansestadt und führe den Blog nun seit rund 2 Jahren alleine weiter. Das Ganze ist für mich ein absolutes Herzensprojekt und ein toller Ausgleich zu meinem Vollzeitjob in einer großen Hamburger Werbeagentur.

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Wie bewahrst du deine Freude an einem Kleidungsstück?

Durch meine Vorliebe zu cleanen Schnitten und gedeckten Farben ist mein Kleiderschrank wunderbar zeitlos geworden. Selbst wenn ich ein Lieblingsteil eine Weile oder auch ein paar Jahre nicht mehr trage – oft entdecke ich es in einer anderen Kombination wieder. Ich liebe Basics und schlichte Labels wie Funktion Schnitt aus Köln. Dieser klare und aufgeräumte Aspekt findet sich auch sehr stark in meiner Bildsprache auf meinem Blog und bei Instagram wieder. Ich stecke sehr viel Liebe in das „perfekte Bild“. Ich schaue mir Fotos – selbst wenn sie nur mit dem Handy aufgenommen wurden – so an, wie andere Leute sich Kunst angucken. Auf meinem Laptop befinden sich gefühlte eintausend Ordner mit Inspirationen und Bildmaterial. Genau so sorgfältig und strukturiert wähle ich auch die Mode aus, die ich trage. Und ich glaube, das zählt sich in puncto Nachhaltigkeit aus.
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Wie verbringst du deine Tage in Hamburg am liebsten?

Ich liebe mein Viertel und mir macht es Freude die Sternschanze durch ausgiebige Spaziergänge immer wieder neu zu entdecken. Am Wochenende starte ich den Tag oft mit viel frischer Luft und einem köstlichen Iced Latte von less political, das damals zu meinem großen Glück nur ein paar hundert Meter von meiner Wohnung eröffnet hat. Außerdem liebe ich den kleinen Buchladen Cohen + Dobernigg, der eine unheimlich schöne Auswahl an Büchern und Bildbänden anbietet, die man dort in entspannter Atmosphäre und bei einem Kaffee durchblättern kann. Auch mag ich das Karoviertel sehr und schlendere mit Vorliebe durch die Marktstraße und hin zu Läden wie dem Sneakershop Glory Hole und zu Goldig – vor allem wenn ich auf der Suche nach einer netten Kleinigkeit oder einem Geschenk bin. Ich liebe diese kleinen Geschäfte für ihre Individualität und für die liebevollen Details, die man dort findet. Das ist auch ein Grund, warum es mir die Gegend dort so angetan hat – meistens schaffe ich es auch das ganze Wochenende nicht mich auch mal außerhalb des Schanzenviertels zu bewegen! Aber ich liebe mein Viertel eben sehr.

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(Bilder: let them eat cotton candy / Domink Schacht / Julia Lüdemann / Martina Cyman)