Wer in der letzten Zeit durch die Brückenstraße in Sachsenhausen geschlendert ist, hat sicher gemerkt, wie viel sich dort tut und welche kleinen, feinen Läden dort nach und nach eröffnen. Seit etwas über einem Jahr ist die Brückenstraße um einen schönen Schuhladen reicher: Nina Francoforte. Liebevoll geführt von Nina, die ihr Sortiment aus kleinen italienischen (und teils spanischen und französischen) Manufakturen bezieht und so abseits des Massenmarktes ein wunderschönes Sortiment hat. Wie sie zu ihrem Laden kam und was das besondere an inhabergeführten Läden ist, könnt ihr im Interview erfahren.

 

Liebe Nina, wie kamst Du dazu, einen Schuhladen mit italienischen Schuhen zu eröffnen und was hast Du davor gemacht?

Durch meine Familie bin ich früh mit dem Schuhbusiness in Berührung gekommen, denn ich habe in unserem Familienbetrieb „Linda Schuhsalon“ viele Jahre lang gearbeitet und habe da den Einkauf gemacht und als geschäftsführende Gesellschafterin gearbeitet. Nach 13 Jahren habe ich mir dann die Frage von Tradition vs. Innovation gestellt und beschlossen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, weil sich der klassische Schuhhandel in den letzten Jahren drastisch verändert hat und ich mich gerne ausprobieren wollte. In diesem Laden hier in der Brückenstraße war vorher auch ein Schuhgeschäft und es wurde eine Nachfolgerin gesucht und da habe ich mich einfach beworben.

 

 

Was waren deine schönste Momente hier?

Der Zusammenhalt im Brückenviertel ist unvergleichbar. Es sind nicht nur Nachbarn, sondern wirklich gute Freunde. Man hilft und empfiehlt sich und ist füreinander da. Solch einen Zusammenhang findet man in der Innenstadt kaum, da dort die großen, internationalen Ketten angesiedelt sind und die meist nicht inhabergeführt sind. Dadurch sitzt man dort einfach nicht im selben Boot. Ich wurde hier super im Viertel aufgenommen und das hat mir den Einstieg enorm erleichtert. Ich weiß nicht, ob mein Laden so erfolgreich wäre, wenn ich nicht neben den kleinen, feinen Geschäften des Brückenviertels wäre. Denn gerade dadurch erreiche ich auch die Kunden, die ich erreichen möchte.

 

Wodurch zeichnet sich „Nina Francoforte“ aus?

Für mich war wichtig, dass ich das umsetzen konnte, was ich die letzten 13 Jahre gut von meinen Eltern gelernt habe und – was mir noch viel wichtiger war – ich wollte nicht der 4.000 Laden mit dem selben Sortiment sein. Daher habe ich mich auf kleine italienische Manufakturen spezialisiert, die kaum einer kennt, die aber in Preis-Leistung und Kommodität den „Großen“ in nichts nachstehen. Ich kaufe das, was mir gefällt und woran ich glaube. Ich liebe es, mich auszuprobieren und achte sehr darauf, dass es keine Massenproduktion ist. Denn damit würde ich mich zu vergleichbar machen und gegen den Onlinehandel habe ich sowieso keine Chance – das möchte ich sowieso nicht.

Der Vorteil eines inhabergeführten Geschäftes ist, dass alles aus einer Hand gemacht wird: Der Einkauf, der Verkauf, die Logistik und auch Administration und dadurch kann ich Kunden auch ganz anders – und viel individueller – beraten.

 

 

Du hast ein sehr ausgewähltes Sortiment. Wie findest du die Manufakturen, bei denen du einkaufst?

Die meisten Manufakturen kenne ich aus meiner Zeit im Familienbetrieb. Wir haben immer sehr intensiv den Schuheinkauf betrieben und das habe ich beibehalten. Ich fahre auf namhafte Schuhmessen, vorwiegend in Mailand, Düsseldorf und München und besuche zusätzlich die Fabriken, um mir vor Ort ein Bild der Produktionen zu machen. Und dann entscheide ich, welche Schuhe ich ins Sortiment nehmen. Durch die kleine Größe meines Ladens bin ich begrenzt in der Fläche, sodass ich mir mein Sortiment sehr genau und durchdacht zusammenstelle. Zudem kaufe ich nicht nur nach Auge: Ich habe immer eine Kollegin dabei, die die Schuhe probiert. Es bringt nichts, wenn der Schuh schön aussieht, aber unbequem ist. In Schönheit möchte heute keiner mehr sterben.

Mein Ziel ist es, dass sich Kunden daran erinnern, dass sie diesen Schuh bei mir gekauft haben und dann beim nächsten Schuhkauf wieder zu mir kommen, weil sie sich erinnern, dass sie bei mir gut beraten wurden und die Schuhe gerne tragen.

 

 

 

Was ist für dich das Beste daran, eine Ladenbesitzerin zu sein und welchen Tipp würdest Du angehenden Ladenbesitzern geben?

Als ich überlegt habe einen Laden zu eröffnen, haben mir viele gesagt, dass ich mir das gut überlegen soll. Eine Selbstständigkeit birgt einige Risiken und ist nicht immer ganz leicht. Mir wurde oft nahegelegt, den „einfachen“ Weg des Angestelltendaseins zu wählen, aber ich muss ganz ehrlich sagen, das war für mich keine Option. Durch den Familienbetrieb habe ich 13 Jahre Selbstständigkeit hinter mir und ich liebe es. Man kann nur gut in etwas sein, wenn man Spaß daran hat. Ich bin überzeugt, dass die Kunden das merken. Für mich stand einfach nie zur Debatte, ob ich mich irgendwo anstellen lasse. Mir macht die Selbstständigkeit rundum Spaß, mit allem was dazugehört und bin so unglaublich gerne in meinem Laden. Jeder erfolgreiche Laden hat einen Inhaber, der ihn mit Herzblut und Liebe führt und das macht es so besonders.

 

Herzlichen Dank, liebe Nina!

 

 

Du möchtest gerne mal zu Nina in den Laden und nach einem neuen Paar Schuhe stöbern? Ninas Schuhladen Nina Francoforte findet ihr in der Brückenstraße 52 im schönen Sachsenhausen. Schaut doch gerne vorbei!

 

 

(Bilder: Nina Francoforte)