Im März 2016 eröffnete Stephanie ihren schönen Capricorn Store in der Reichenbachstraße. Seither sorgt sie – unterstützt von Hund Lilli – für ein ganz besonderes Sortiment mit einzigartigen Second Hand-Teilen und einer kleinen Auswahl an Schmuck und ausgesuchten Accessoires. Vor zwei Wochen wurde in dem schönen Altbauraum zweijähriges Jubiläum gefeiert. Wir haben Stephanie in ihrem Store im Glockenbach besucht und viel über ihr Konzept und ihre Liebe zum eigenen Laden erfahren.

Liebe Stephanie, magst du einfach mal erzählen, wie du zu deinem schönen Laden gekommen bist?

Ich  habe eigentlich Kommunikationswissenschaften in München studiert und danach im Modebereich gearbeitet, hauptsächlich als Texterin und Online-Redakteurin. Das mit dem Laden war schon immer ein Traum von mir und ich hatte bald auch ein grobes Konzept – sogar mit Powerpoint-Präsentation. Dann hab ich irgendwann gesehen, dass der Laden frei wird und direkt den Vermieter angeschrieben. Das hat tatsächlich geklappt und ab da ging alles wirklich „Knall auf Fall“ und ich konnte meine Idee, das Konzept und somit meinen Traum in die Tat umsetzen.

Wir haben hauptsächlich Second Hand-Mode, denn ich habe immer schon selber gerne Second Hand geshoppt, im Kleiderschrank meiner Mutter nach Schätzen gestöbert oder mit ihr getauscht. Es ist einfach schön, Dinge mit Geschichte und Hintergrund zu tragen! Zudem hatte ich den Eindruck, dass in München noch genau so ein Second Hand-Store fehlt. Unser Konzept ist deshalb auch ein bisschen anders – wir sind nicht „vollgestopft“, sondern handverlesen und vorab selektiert. Ich versuche, dass die Produkte ansprechen und vom Style und der Qualität her in den Laden passen. Wir haben viele Designermarken, aber auch mal günstigere Teile dazwischen – ein guter Mix ist mir wichtig, da ich nicht nur eine Zielgruppe ansprechen will.

Ich habe mich von Anfang an sehr auf den Kontakt zu den Menschen gefreut. In meinem Laden habe ich täglich so einen schönen Austausch und lerne Leute mit allen möglichen Backgrounds kennen. Über die Zeit weißt du sogar, wie der Lebensweg der Kundinnen weitergeht – das ist eigentlich mit das Schönste daran, einen eigenen Laden zu haben.


 

Die Frage hast du bestimmt schon öfter gehört, aber warum der Name „Capricorn Store“?

Capricorn – das bedeutet Steinbock und ist das Sternzeichen von mir und meiner Mutter. Am Anfang wollten wir den Laden zusammen eröffnen, aber leider wohnt sie nicht hier in der Gegend, was es zu kompliziert gemacht hätte. Trotzdem trägt das Konzept gedanklich ihre Handschrift. Ein kleiner Fun Fact: Ich trage seit langem eine Capricorn-Sternzeichenkette, die ich in New York gekauft habe und seitdem nicht mehr ablege. Die ist zwar eigentlich nichts Besonderes, aber irgendwie bedeutet sie mir trotzdem viel. Wir haben das Sternzeichen-Thema im Store aufgegriffen und bieten jetzt auch entsprechende Ketten an.

Was schätzen deine Kunden deiner Meinung nach an deinem Laden?

Ich glaube, dass meine Stammkunden sich darüber freuen, dass ich wirklich immer selbst im Laden anzutreffen bin. Ich mache immer noch fast alles alleine. Zum Glück unterstützt mich mein Lebenspartner in Themen wie Finanzen und Buchhaltung – aber der Laden und das Tagesgeschäft sind alleine meine Projekte. So wissen die Kundinnen, auf wen sie sich einstellen können. Wenn sie etwas anprobieren, wissen sie auch, dass ich ihnen nichts aufschwatzen würde, sondern ehrlich berate. Ich glaube, dass nur ein persönliches und ganz eigenes Konzept heutzutage gut funktionieren kann.

 

Die Münchner sehnen sich nach Vielfalt im Viertel – wie siehst du das?

Natürlich – ich finde es manchmal schade, dass so vieles mit einem Klick online geshoppt wird. Aber zu viel Negativismus überträgt sich und ich bin ein eher positiver Mensch, was sich wirklich auszahlt: Wenn ich zum Beispiel weniger gut drauf bin, habe ich auch einen weniger guten Tag im Laden. Wenn ich aber morgens mit guter Laune loslege, dann machen auch der Verkauf und der Austausch mit den Kunden sehr viel mehr Spaß. Aber ich verstehe den Unmut einiger schon: Man kann Amazon & Co. nicht wegdiskutieren, aber wir als Ladeninhaber verfügen durch die „neue“ Online-Welt auch über viele neue Möglichkeiten. Man kann schöne Eindrücke auf Instagram einfangen und verbreiten oder Events veranstalten und online davon erzählen. Es geht oft um die Geschichten, die den Menschen Lust auf einen Ladenbesuch machen.

 

Dadurch, dass ich Second Hand-Mode führe, ist für mich das Risiko etwas kleiner als bei anderen Ladenbesitzern. Ich muss keine großen Mengen ordern und habe deshalb auch nicht so hohe Ausgaben wie manch andere. So kann ich immer ein bisschen schauen, wie es gerade läuft und was ich mir dann noch dazu leisten kann. Eine besondere Schaufensterdeko oder eine Schmuck-Bestellung zum Beispiel. Ich versuche eigentlich ziemlich spontan abzuschätzen, wie es gerade läuft – das ist mein bestes Rezept.


 

Wie funktioniert das mit dem Second Hand bei dir? Geben Leute ihre Kleidung ab?

Das ist ein klassisches „Kommissionsmodell“: Das bedeutet, dass die Leute meistens vorher anrufen und wir dann einen festen Termin ausmachen. Wenn es viele Sachen sind, gucken wir in Ruhe alles gemeinsam durch und legen den Verkaufspreis in Absprache fest. Dann gilt: 50/50. Die Kommittentinnen bekommen die Hälfte von dem, was wir einnehmen. Wir führen natürlich noch die Steuern davon ab. Ich schaue generell, was gut in unser Sortiment passt. Die Damen lassen die Ware dann bis zu drei Monaten da und wenn es bis dann noch nicht verkauft ist, nehmen sie es zurück oder wir fangen an zu reduzieren.

Nach zwei Jahren habe ich heute ein geschulteres Auge dafür, was sich bei mir gut verkaufen lässt. Das Schöne an Designermode: Chanel-, Miu Miu- oder Prada-Taschen verlieren nicht wirklich viel an Wert. Aber bei vielen anderen Marken oder auch bei Schuhen ist der Wertverlust ein wenig höher. Da setze ich dann auf das Verständnis der Kommittentinnen und gemeinsam finden wir eigentlich immer einen guten Konsens.

Was macht dein Sortiment aus?

Sobald es in München auf den frühen Sommer zugeht, ist die Nachfrage nach besonderen Kleidern für Hochzeiten riesig. Dann achte ich darauf, dass ich eine schöne Auswahl im Geschäft habe. Das Gute: Im Second Hand- oder Vintage-Bereich findet man immer ein paar Schätze, die nicht jede hat. Meine Kundinnen erzählen auch oft, dass sie bei Second Hand Teilen häufig gefragt werden „Wo hast du das her?“. Das freut mich immer total. Ich hatte sogar schon einmal eine angehende Braut, die hier ihr Kleid für das Standesamt gekauft hat!

Second Hand zu kaufen ist natürlich eine nachhaltige Alternative zum konventionellen Shopping. Trotzdem haben wir für den richtigen Mix auch ausgewählte Neuware. Bei der Auswahl der Marken achte ich darauf, dass sie zum Grundgedanken von Second Hand-Mode passen und entscheide mich am liebsten für nachhaltige Labels oder primär regional Produziertes, das man nicht überall findet.  Beispiele sind etwa der Schmuck von Lisa Maresa, ,der vegane Nagellack von OZN oder Naturkosmetik von I want you naked – allesamt aus München. Oder auch das Taschen-Label Kvinna aus Stuttgart, das komplett handmade ist.

Machst du auch beim jährlichen Hinterhofflohmarkt im Glockenbachviertel mit?

Ja, das ist ein super Tag! Da kommen viele bekannte, aber auch neue Gesichter in den Store und es ist wirklich viel los hier im Viertel. Ich stelle außen dann immer eine Kleiderstange mit reduzierten Teilen bereit und suche die Sachen für das kleine Portemonnaie heraus. Natürlich kann ich leider trotzdem keine „Flohmarktpreise“ bieten, aber alle Besucher können sich auf Schnäppchen freuen.

Und gibt’s euch auch online?

Wir haben zwar keinen eigenen Online Shop – wir verkaufen aber über Rebelle. Das ist ein Hamburger Start-up für Online Second Hand. Ich fotografiere meine Highlight-Teile im Laden und lade sie dann in mein Online-Profil. Da kann dann quasi jede shoppen, ganz gleich ob sie in Kopenhagen oder Berlin wohnt. Es hilft schon viel, wenn man als Laden eine doppelte Strategie fährt und auch ein paar Umsätze online macht.

 

Das glaub ich dir! Wie war denn euer Event zum zweijährigen Jubiläum am Samstag?

Wirklich sehr schön! Die Illustratorin Katharina Konte war auch da und hat den Tag sehr bereichert. Wir haben uns kennengelernt, als sie letztes Jahr das Weihnachtsschaufenster für mich gestaltet hat. Anfang des Jahres habe ich sie dann einfach gefragt, ob sie nicht Lust hätte eine Sternzeichen-Postkarten-Kollektion für den zweiten Geburtstag des Capricorn Stores zu entwerfen. Am Samstag war Katharina live vor Ort  und hat für unsere Kunden – was total bezaubernd war – das Porträt jeder Kundin auf ein DinA5-Papier gezeichnet und das jeweilige Sternzeichen dabei ganz individuell interpretiert. Die Besucher haben sich sichtlich gefreut, es war eine sehr gelungene Aktion. Ich freue mich schon, wenn das nächste Jubiläum genauso schön wird!

 

Auf viele weitere Jahre! Danke für das Gespräch, liebe Stephanie.

 

 

 

 

Fotos 2-5: {Anija Schlichenmaier}