Peter Kirchhoff, heutiger Besitzer von zwei Fachgeschäften im Hanseviertel, kam damals nach Hamburg, um dort seine Ausbildung im Einzelhandel anzutreten. Jung und mit einem Kopf voller Träume hat er den Schritt gewagt, sich selbstständig zu machen. Den Vorurteilen über Einkaufspassagen zum Trotz, laufen seine Geschäfte nach wie vor gut – weil er viel Wert auf Einzigartigkeit legt. Dass der Kunde König ist, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit und somit schafft er es auch heute, sich in Zeiten des Online Shoppings zu behaupten. Wir haben ihn besucht und mit ihm einen kleinen Schnack bei einer Tasse Tee gehalten.

 

Peter, was hat dich dazu bewogen, dein eigenes Geschäft zu eröffnen?

DSC_9515Ich bin gelernter Einzelhandelskaufmann und habe im Anschluss ein Studium zum Textilbetriebswirt absolviert. Während meiner Ausbildung hatte ich starke Differenzen mit meinem Ausbilder. Ich war schon der vierte, der innerhalb kürzester Zeit das Unternehmen verlassen musste und versuchte, die Schuld deshalb nicht bei mir zu suchen. Ich bin inzwischen ganz froh, dass es so gekommen ist. Sonst wäre mein Werdegang vielleicht ein anderer geworden.

 

Viele haben auf Online umgestellt, bei Kirchhoff sieht das anders aus. Warum?

DSC_9628Die Homepage von Kirchhoff dient lediglich als Platzhalter. Wir haben bisher von einem Onlineshop abgesehen, weil das unheimlich viel Arbeit ist. In Zeiten von same day delivery, braucht man fast ein ganzes Team, um den Ansprüchen der Onlineshopper zu genügen. Ich bin kein Feind des Internethandels. Ich sehe das im Gegensatz zu manchen Einzelhändlern, die den Distanzhandel als direkten Konkurrenten betrachten, etwas anders. Die Deutschen haben schon immer außerordentlich viele Waren über Kataloge bezogen, das beste Beispiel dafür ist der Otto oder Heine Katalog. Viele sind der Meinung, dass man im Internet alles viel günstiger bekommt. Ich finde viel eher, dass man im Internet die günstigen Dinge nur schneller findet. Das Gefühl, was ein Kunde bekommt, wenn er ein Geschäft mit einem ganzheitlichen Konzept betritt, wird das Internet niemals ersetzen können. Wir legen viel Wert darauf, dass der Kunde sich bei uns besonders wohl fühlt.

Was macht die Kirchhoff-Läden so besonders?

12291819_829929630459533_253382323209792213_oIch bin viel auf Messen unterwegs. Ich informiere mich ständig über die neuesten Trends und Marken, sodass mein Sortiment für meine Kunden nicht langweilig wird. Ich achte insbesondere darauf kleine Marken zu finden, die noch nicht jeder kennt und sie mit bekannten zu kombinieren. Ich schule alle meine Mitarbeiter dahingehend, dass sie eine persönliche Kaufatmosphäre schaffen können. Bei uns werden Kunden nicht schon beim Reinkommen belagert, sondern bei Bedarf freundlich und kompetent beraten. Ich gucke mir viele Kniffe bei meinen Reisen ab. Wenn ich unterwegs bin um das Sortiment für die nächste Saison vorzubereiten, lerne ich viele Feinheiten anderer Einzelhändler kennen und suche mir die besten Sachen raus, um sie in mein Geschäft zu integrieren. Wir bemühen uns zum Beispiel auch, die Einkäufe unserer Kunden mit besonderer Sorgsamkeit zu verpacken. Wir packen die Ware nicht nur einfach in eine Tüte, sondern hüllen sie in Seidenpapier und zwirbeln sogar die Kordeln der Tüte so, dass der Kunde einen angenehmeren Tragekomfort hat. Das macht zwar deutlich mehr Arbeit, aber macht einen großen Unterschied. Einen meiner Mitarbeiter, der schon seit ewiger Zeit dabei ist, sprechen die Kunden des Öfteren sogar mit „Herr Kirchhoff“ an. Ich finde das ist ein sehr gutes Zeichen dafür, dass sie die Denkweise die ich verfolge, auch verinnerlicht haben. Ich agiere eher im Hintergrund und bin selten selber im Laden. Deswegen freue ich mich darüber dann besonders.

Wie stehst du zum Thema „Ladensterben“ in der Hamburger Innenstadt?

DSC_3050-1Die Mieten in einer so eleganten Innenstadt wie Hamburg sind für manche Einzelhändler einfach nicht mehr zu stemmen. Das hat aber meiner Meinung nach nichts damit zu tun, dass keiner mehr in die Geschäfte geht, weil alle online shoppen. Auch im Hanseviertel, wo die Mieten für diese Lage vergleichsweise günstig sind, hat es in der Vergangenheit einige Zäsuren gegeben. Als Mövenpick aus der Passage gegangen ist, weil sie sich weitestgehend aus Deutschland zurückziehen wollten, haben viele gemunkelt, das Hanseviertel ginge zugrunde. Das halte ich grundsätzlich für ein Gerücht. Wenn Geschäfte pleite gehen, dann hat das oftmals einfach viele verschiedene Gründe, die dann in der Summe dazu führen. Es ist heutzutage nicht unbedingt einfacher geworden, aber aufgrund der vielen Vorteile die das Einkaufen in den Geschäften hat, ist das Onlineshopping keine direkte Konkurrenz. Im Internet hat man eben keine persönliche Beratung oder die Möglichkeit, die Produkte anfassen und vor allem sofort mit nach Hause nehmen zu können. Der stationäre Handel macht die Städte nach wie vor einzigartig und ist einer der wichtigsten Bestandteile.

 

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

 

(Bilder: Peter Kirchhoff)

 

Wer nach unserem Blogbeitrag Lust auf hochwertige Mode und tollen Kundenservice bekommen hat, der kann gerne in den Filialen „Kirchhoff Uomo“ und „Kirchhoff Donna“ stöbern.