Fast Fashion, Green Fashion, Slow Fashion – was steckt eigentlich dahinter? Wir haben uns mit Wiebke, Junior Art Direktorin bei Jung von Matt und Teilzeit-Bloggerin, getroffen. Unter dem Namen Sloris schreibt und fotografiert sie seit gut einem Jahr für ihren Blog, der aufzeigen will, wie einfach und stylish verantwortungsbewusster Konsum sein kann. Die 27-jährige Frohnatur aus Nordrhein-Westfalen hat es zum Studium in Hannover in den hohen Norden verschlagen. Nach einem Praktikum in Hamburg war schließlich klar: Die Hansestadt ist ihre ganz große Liebe – neben der Begeisterung für nachhaltige Mode. Wir haben uns mit der quirligen, nur 1,60m großen Wahlhamburgerin getroffen und sie zu sich und ihrer Mission befragt. Sie selber bezeichnet ihren Blog als eine „superschöne Nebensache“ und verrät uns ihre Definition von Slow Fashion: Sie muss gesellschaftlich wertvoll, umweltfreundlich und tier(versuchs)frei sein. In ihren Worten: Social, Eco und Vegan.
Achtung, Spoiler: Bald wird es bei uns eine fantastische Slow Fashion-Shoppingtour geben – inspired by Sloris!
Hallo Wiebke. Wie kam es zu deinem Herzensprojekt „Sloris“?
Zunächst einmal muss ich gestehen: Als ich noch ein Teenager war, habe ich Billigläden wie Primark und H&M total gefeiert – zu Primark bin ich sogar mit einer Horde Freundinnen extra auf einer Art Tagestrip in eine andere Stadt gefahren. Meine Mutter hat mich da sicher ganz maßgeblich beeinflusst. Undurchsichtige Massenproduktions-Stätten hat sie schon immer kritisch gesehen und war darauf bedacht, dass ich bewusst einen Blick „hinter das Produkt“ werfe, bevor ich etwas kaufe. Ich glaube, vor 3 Jahren hat es bei mir dann einfach „Klick“ gemacht und ich habe angefangen, mich sehr stark mit dem Thema „Slow Fashion“ auseinanderzusetzen. Ich habe mir Bücher zu dem Thema gekauft, zum Beispiel Grüne Mode von Kirsten Brodde und sogar meine Abschlussarbeit im Bereich Kommunikationsdesign habe ich dem Thema gewidmet. Und so ist lustigerweise im Juni 2015 auch das Projekt Sloris entstanden (der Name ist übrigens ein Mix aus Slow Fashion und „Slow Loris“ – das ist eine besonders niedliche und bedächtige Gattung der Loris-Affen). Ein schönes Sammelsurium an Slow Fashion, das beweist, dass Nachhaltigkeit nicht bedeutet auf etwas verzichten zu müssen. Heute freue ich mich sehr, dass sich das Angebot so wunderbar erweitert hat und das ethisch wertvolle Mode längst nicht mehr verstaubt ist, sondern sehr schön und stylisch sein kann.
Was sind deine Slow Fashion Tipps?
Ich lasse mich immer gerne auf anderen Blogs und Online Magazinen inspirieren, besonders gut gefallen mir Veggie Love, Peppermynta und ansonsten noch viele wunderbare andere Websites, über die ich versuche über Feedly wenigstens einen kleinen Überblick zu behalten. Was Hamburg angeht, bieten vor allem St. Pauli, die Sternschanze und das Karoviertel eine tolle Auswahl an Slow Fashion-Läden: Von glore und dem veganen Laden Vunderland auf der Marktstraße zu mmies und Musswessels auf St. Pauli oder dem PopUp Store B-Lage und dem Mojo Store direkt nebenan in der Schanze. Ich gehe sehr gerne in diese kleinen Läden, weil sie einfach die Stadt zu dem machen, was sie ist und man dort super lieb und persönlich beraten wird. Und die Atmosphäre in den Läden ist einfach toll. Warum genau, kann ich gar nicht so richtig in Worte fassen, aber es macht einfach Spaß dort einzkaufen. Was ich auch sehr liebe, sind Flohmärkte wie zum Beispiel der Vino Kilo Sale der hier vor Kurzem stattgefunden hat. Stöbern an sich ist alleine schon super, man muss sich ja gar nicht immer etwas kaufen – auch ein Teil meiner Slow Fashion-Mentalität. Wann ich allerdings nicht widerstehen kann, ist wenn ich etwas bei Jan’n’June entdecke. Ich finde das Label einfach toll und bin begeistert, mit wie viel Leidenschaft die beiden Mädels das alles meistern, es schaffen nachhaltige Mode doch so günstig anzubieten und aus dem nichts eine großartige Marke aufgebaut haben. Meine neuste Entdeckung ist das Kölner Label Trinkhallen Schickeria (das es auch mal nach Hamburg in die B-Lage verschlagen hat). Die Initiatorin Lena setzt viel auf Upcycling und kreative Muster und Formen – viele Dinge sind Unikate, was ich toll finde. Das macht einem wieder klar, dass man Dinge die man kauft, wertschätzen sollte.
Ich muss tatsächlich sagen, dass ich mittlerweile auch ausschließlich „Slow Fashion“ trage. Irgendwann hast du dich so viel mit dem Thema beschäftigt, dass du persönlich keine Kompromisse mehr machen möchtest. Trotzdem würde ich niemals jemanden verurteilen, der „Fast Fashion“ kauft. Schließlich hat nicht jeder das Interesse und das Commitment, sich ewig mit dem auseinanderzusetzen, was er trägt! Es ist natürlich auch eine Budgetfrage, wobei ich ganz klar nach dem Credo „Buy less, choose well“ lebe.
Was liebt du an Hamburg? Welche Ecken begeistern dich besonders?
Hamburg ist für mich irgendwie wie Berlin, nur in kleiner und schöner. Ich mag die vielen Grünflächen und diesen fantastischen Hafen, der einem immer wieder bei einem Spaziergang den Kopf frei machen kann – egal wie stressig der Arbeitstag war. Während ich hier früher gerne Clubben war, darf es heute dann Samstagsabends ansonsten auch gerne auch mal Netflix sein! Im Frühling freue ich mich aber nach wie vor total auf die Open Airs in Hamburg. Ich liebe es hier sehr, dass jedes Viertel seinen eigenen Charakter und die Bewohner ihre eigene Mentalität haben. Ich habe einige Zeit in Winterhude gelebt, ein wirklich schöner, friedlicher und sauberer Stadtteil. Irgendwie hat mich aber dann doch das Karoviertel mit seinen Ecken und Kanten angezogen, wo ich auch viele Jahre lang gelebt habe und heute noch arbeite. Mittlerweile wohne ich allerdings in Eimsbüttel, was wohl eine ganz gute Mischung aus beidem ist: Ein kreativer und bunter Stadtteil, in dem aber die Welt noch in Ordnung ist.
Verrätst du uns auch deine liebsten Futteranlaufstellen in Hamburg?
Hamburg hat wirklich ein tolles Angebot, was das Nahrungsangebot angeht. Und ich glaube, hier ist wirklich für jeden was dabei. Meine absoluten Favoriten, was das Frühstück angeht ist das Transmontana (Schanze- bis Nachmittags Frühstück, relativ günstig) und das Café Paris beim Rathaus – da kann ich den „armen Ritter“ total empfehlen. Da ich im Karoviertel arbeite, verspeise ich mittags gerne den Maultaschensalat namens „Mauliges Gretchen“ bei Gretchens Villa. Auch das XeOm Eatery an der U2 Messehallen oder das Quan Do am Georgsplatz (nähe Hbf) sind beider sehr lecker vietnamesisch! Außerdem liebe ich das Bananenbrot (mit Schokolade!) von Panther und im Sommer spaziere ich sehr gerne zu Fuß zu Luicellas – das Eis ist so gut! Wer Kuchen mag, dem möchte ich Harbor Cake im Karoviertel und Herr Max in der Sternschanze ans Herz legen. In der Foodtruck-Saison gehe ich gerne zu Vincent Vegan (hier gibt’s den Tourplan) – ich liebe alles, was sie im Angebot haben. Definitiv auch was für Nicht-Veganer – und Holydogs (Tourplan: http://holydogs.de/#find-us) finde ich auch super, gibts mit Fleisch, vegetarisch und auch vegan. So steht einem guten Frühlingsanfang eigentlich nichts mehr im Wege.
Vielen Dank für den spannenden Austausch, liebe Wiebke.
(Bilder: Sloris)