„Wieso sollte man sich zwischen lecker und gesund entscheiden müssen?“, dachte sich die 26-jährige Wahlhamburgerin Anna Gliemer. Kurzerhand nahm die leidenschaftliche Naschkatze und Tochter einer früher ernährungsseminargebenden Mutter ihre „Süßigkeiten-Versorgung“ selbst in die Hand und fing im Juni 2014 an, ihre eigene Schokolade herzustellen. Nur aus natürlichen, nicht verarbeiteten Zutaten: Kakao, Honig, Früchte und vielleicht noch ein paar Nüsse – mehr darf nicht rein. Die leckeren Kreationen kamen so gut bei Freunden an, dass diese sie ermutigten, daraus mehr zu machen: Entstanden ist daraus ihr eigenes Unternehmen Gleem – Süßes aus gesundem, teil-veganem Raw Food.
Hi Anna, erzähl uns doch etwas zu dir und deinem Alltag.
Eigentlich bin ich ein kleines „Landei“ aus Braunschweig. Mit Bauernhofidylle und allem, was dazu gehört. Vor 3 Jahren bin ich dann nach dem Studium nach Hamburg gezogen und habe mich sofort in die Stadt verliebt. Besonders mag ich die Kombination aus familiärer Atmosphäre und Großstadt-Flair, wie das zum Beispiel am Eppendorfer Baum der Fall ist. Wenn man dort durch die kleinen Läden schlendert, wirkt alles so beschaulich. Trotzdem merkt man natürlich, dass Hamburg eine Weltstadt ist. Meine liebsten Orte hier sind ansonsten der Elbstrand und die Speicherstadt. Hamburg ist großartig, daher möchte ich auch definitiv hier bleiben.
Nach meinem Studium und mehreren Jahren Agenturarbeit hier in Hamburg hatte ich dann Lust auf etwas Neues und machte mein Hobby zum Beruf. Es gibt für mich nichts Schöneres, als in der Küche zu stehen und etwas Leckeres zu zaubern. Ich vergesse dann einfach alles um mich herum und es fühlt sich absolut nicht nach Arbeit an.
Meine eigenen vier Wände habe ich seitdem zur Großküche umfunktioniert: Aktuell beherbergt meine Wohnung 7 Kilo Kakao, 25 Kilo Koksraspeln, 24 Kilo Datteln, 5 Gläser Honig, einen großen Blendtec und einen Thermomix. Das klingt zwar alles sehr chaotisch, ist aber natürlich streng vom Gesundheitsamt überprüft. Bei mir muss wirklich immer alles blitzeblank und steril sein, da ich ja mit frischen Lebensmitteln hantiere.
Was steckt hinter der Idee zu Gleem?
Als ich auf der Suche nach gesunden, natürlichen Süßigkeiten war kam ich irgendwann zu dem Schluss „Irgendwas ist immer.“ Selbst in den am gesündesten klingenden Riegeln ist Zucker ohne irgendetwas, das nicht gut für uns ist. Selbst an Rawbite-Riegeln habe ich mich irgendwann einfach satt gesehen – leider gibt es da keinen Riegel, der ohne Nüsse ist. Für keine ausgeprägten Nuss-Fans oder sogar Allergiker ist das natürlich schade. Irgendwann habe ich dann meine Suche nach ursprünglichen, unverarbeiteten Süßigkeiten aufgegeben und meine eigene Schokolade hergestellt. Da meine Mutter früher Ernährungsseminare gegeben hat, wurde bei uns Zuhause schon immer mit frischen Zutaten gearbeitet und ich hatte vor Gleem schonmal eine gewisse Grundahnung von gesunden Lebensmitteln.
Warum ist dir eine natürliche Ernährung so wichtig?
Ich glaube fest daran, dass gutes Essen das allerwichtigste ist, um gesund zu bleiben. Natürlich spielen Sport und ausreichend Schlaf auch eine wichtige Rolle – aber unsere Ernährung ist der elementarste Baustein von allen. Daher ernähre ich mich überwiegend nach dem Paleo-Prinzip, d.h. esse keine industriell verarbeiteten Lebensmittel. Bei mir steht aber nicht nur die Natürlichkeit von Lebensmitteln im Vordergrund, sondern auch ihre Wichtigkeit. Nahrung ist wertvoll. Und so sollten wir sie auch konsumieren und uns Zeit nehmen, sie wertzuschätzen. Bei Gleem ist daher alles mit kleinen Blüten oder sogar Blattgold verziert und liebevoll von Hand gefertigt. Die Zutaten sind sorgfältig ausgesucht – ob das nun der regionale Honig aus der Altländer Honig-Manufaktur, der balinesische Kakao aus sozialen Projekten oder die Bio-Dattel ist – ich suche genau aus, was in meine Süßigkeiten kommt und weiß immer, woher es stammt. Sich mit seinem Essen zu befassen ist für mich Teil eines bewussteren Lebensstils, ohne Hektik und ohne „Schnell mal was nebenbei“-Essen.
Was sind deine Pläne für 2016?
Das letzte Jahr war wirklich schon sehr spannend. Ich bin super stolz, bald mit Frischepost zusammen zu arbeiten und mit Gleem in der Foodvibes Box vertreten gewesen zu sein. Ich überlege natürlich, wie ich meine Süßigkeiten zukünftig in größerer Menge herstellen könnte. Gerne würde ich dabei mit einer Manufaktur zusammenarbeiten, deren Maschinen ich dann mitbenutzen dürfte. Aktuell liegt mein absolutes Limit bei 340 kleinen Würfeln in 10 Stunden – danach bin ich aber dann auch fix und fertig. Um Gleem dann wirklich im großen Stil vertreiben zu könnten, bräuchte ich also ein bisschen Unterstützung und vielleicht auch eine bessere Ausstattung als zwei Mixer und eine winzige Küche. Trotzdem möchte ich mit meinen Projekten nicht in die Massenproduktion gehen und die Liebe zum Detail verlieren, das wäre schade. Was das nächste Jahr auch bringt – ich freue mich darauf!
Vielen Dank, liebe Anna!
(Bilder: Gleem)