„Tante Emma stirbt aus“, so heißt es. Im Zeitalter von Amazon, Zalando und Co. haben es die lokalen Einzelhändler schwerer denn je. Grund dafür ist vor allem die wachsende Marktmacht der großen internationalen Warenketten. Oft bieten diese eine größere Auswahl und bequeme Versandoptionen an, was die Existenz der kleineren lokalen Shops bedroht. „Wer sich nicht anpassen kann, stirbt aus“ – sagte schon Darwin. Doch ist das Ladensterben wirklich unaufhaltsam? Müssen wir vielleicht einfach umdenken?

Obwohl „Online“ zu boomen scheint, ist selbst unter den umsatzstärksten deutschen Einzelhändlern nur die Hälfte im Internet unterwegs. Die Zahl variiert je nach Branche und vor allem nach Größe des Unternehmens:  Zwar sind nahezu alle großen Warenketten im Internet vertreten; wer jedoch nicht auftaucht, sind die kleineren unabhängigen Läden. Für das Internet sind solche lokalen Einzelhänder oftmals unsichtbar, existieren „Online“ quasi nicht. Entsprechend schlecht sieht die Zukunftsprognose aus, wenn man bedenkt, dass fast 90% im Internet recherchieren, bevor sie ein Produkt kaufen. Die Folgen: Leute bestellen mehr und mehr im Internet, weil sie schlicht und einfach nicht wussten, dass sie es auch in ihrer Nähe hätten kaufen können.

 „Was passiert, wenn der lokale Einzelhandel verschwindet? Liefern dann Drohnen, Roboter oder selbstfahrende Autos unsere Pakete?“

Dennoch bietet der lokale Einzelhandel etwas, das online nicht zu ersetzten ist: Ein persönlicher Kontakt und eine kompetente Beratung vom Fachmann. Beim virtuellen Einkaufen bleibt das oft auf Strecke und führt nicht selten zu Fehlkäufen und zeitaufwendigen Retouren. Der klassische face-to-face Kontakt ist trotz aller heutigen technischen Möglichkeiten unersetzbar. Jeder, der schon einmal angeblich maßgeschneiderte Produktvorschläge von seinem Online-Anbieter („Das könnte Sie ebenfalls interessieren!“) erhalten hat, weiß um die Ungenauigkeit solcher datenbasierten Empfehlungen. Anfassen, Anprobieren und Einkaufen mit allen Sinnen zu erleben ist etwas, das nur der lokale Handel bieten kann.

Obwohl der Offline-Handel nach wie vor die tragende Säule in Deutschland ist, rückt der Online-Handel mit großen Stücken näher. Online-Shopping und Globalisierung sind zwar nichts neues, dennoch bestellen wir mehr online als je zuvor – weil es bequem und zeitsparend ist. Aber müssen wir wirklich ein Buch auf der anderen Seite der Welt bestellen? Warum kaufen wir es nicht um die Ecke, greifen dabei den kleinen unter die Arme, lassen uns freundlich und persönlich beraten und nehmen es sofort mit nach Hause anstatt tagelang auf den Paketboten zu warten?

„Buy local“ ist die Devise, um die Individualität in den Innenstädten zu bewahren, Verpackungsmüll zu reduzieren und gleichzeitig sein Viertel zu unterstützen. 

Wir haben die Wahl, ob wir bald nur noch in riesigen Warenketten und auf globalen Online-Portalen shoppen und ob unsere Kinder später einmal alle das gleiche essen, tragen, spielen und kaufen. Die Ladenplattform Findeling möchten genau das verhindern und lokalen Einzelhändlern eine Fläche bieten, über die sie ihre Produkte zeigen und so mit ihren Kunden kommunizieren können. So sollen Ladenbesitzer die Möglichkeit haben, es mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts aufnehmen zu können. Wir alle haben es in der Hand, regionale Produkte und lokales Einkaufen zu fördern und die bunte Vielfalt unserer Stadt zu erhalten.

(Bild: Wikipedia)